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Psychedelisches ist die Verschärfung der Interozeption.

  • Autorenbild: affenkopf
    affenkopf
  • 16. Mai 2024
  • 3 Min. Lesezeit

Das allein birgt Risiko. Potenzial ist ein offener Begriff; "es kann in alle Richtungen gehen". Verbundenheit gilt als Kennzeichen, doch kann ebenso die Qualität der Unverbundenheit erfahrungsmäßig intensiviert ausgelöst werden; Psychedelika werden als nicht-spezifische Amplifikatoren also Verstärker von Erfahrung bezeichnet. (Hartogsohn 2020, Lonergan 2021).


Das Widerfahrnis genuin psychedelischer Erfahrung ist eine außerhalb des Gewöhnlichen, eines des nicht-alltäglichen, und als kaum bestimmbar gekennzeichnet. Es wird eben auch auszeichnet durch ein eigenes, "absonderbares"; es ist die Rede von "essential otherness of the minds far continents" (Huxley 1954 (2009): 84), in starker Überspitzung ließe es sich als necessarily alien fassen (und dadurch gerade nicht). Insofern als auf diese radikale Veränderung Bezug genommen werden soll, ist verändertes Bewusstsein zu verstehen als referenziell: Bewusstsein-Von-Etwas, bedingt von, sowie gezennzeichnet durch referenzielle Eigenschaft. (Diese Bewegung erhält in Memes eine Verschärfung, die sich als Schaffungen immer neuer Referenzialitäten zu erkennen geben.) Symbolik, als Zeichen und Erfahrung, bezeugt differentierten Bewusstseinszustand und die Kommunikation dessen. Die Produktion von Erfahrung, ermöglicht genuin neue Erinnerung. Und die Praxis dieser Erinnerung bedient sich immer Erinnerung.


Die Möglichkeit einer globalen Herangehensweise, die eine bestimmte Totalität ausmache, wird noch nicht aufgehoben, dadurch, dass Ergebnisse limitiert sind. Die Möglichkeit einer globalen Wahrnehmung aber bedingt die Möglichkeit des Lernen schlechthin, und damit Offenheit, Aufrichtigkeit und im Weiteren auch Aufklärung.


Es beginnt doch eine endlose Schleife der Selbsterkenntnis, die sich selbst schärfer zu erkennen versucht, durch ihre Positionierung gegen den Stand (der Dinge), in Abgrenzung - Identität ex-negativo; gleichwohl die Erzeugung eines Vakuum des positiven Gehalt, der nicht gleichzusetzen ist mit posivite erfahrener Leere, die eine Fülle erst zulässt.


Der Gegenstand, der Totalität ausmachen solle, sowie offenbarte Wahrnehmung von Totalität, ist nicht gleichzusetzen mit Totalität selbst; totale Qualität der Erfahrung sei abzugrenzen und stelle einen Einzelfall dar, der jedoch insofern verallgemeinert für Realität stehen muss, wie stark Realität ebenjene Totalität unterstelle. Durch diese Stellvertretung für etwas anderes als sich selbst, die auch den Gegenstand zu dem mache, was er ist, die ihn ausmachten, bestehen dadurch wiederum als Teil, der also innerhalb der Totalität nicht erschöpfend als das Ganze bewegt ist, selbst wenn er diese Totalität stellvertrete.


Die existenzielle Erfahrung wird nicht selten mit Realität selbst gleichgestellt, die Qualität der Erfahrung als real oder in Kontakt mit dem Realen ist einerseits als Mitteilung des erlebten, beobachteten Erfahrungshorizontes zu verstehen ist, allerdings ihre Aussagen stets als mögliche Konfabulation bedacht werden sollte.


Ein theoretisches Manöver nun, wäre es Realität zu individualisieren; doch dies ist streitbar. Die Eigenschaft, die Realität ausmachen solle wird verschoben und scheint Bestrebungen der Relativierung zu unterliegen, bis zum "ontologischen Agnostizismus" (Blume 2005; EPRC). Wo durch die "Individualisierung der Welt", die die ganze Wirklichkeit, also Realität, gekennzeichnet als Einzelfall mit der Eigenschaft ein besonderer eigener Teil des Ganzen sowie das Ganze sein sollte, wird ein Kategorienfehler begangen. Über die Stellvertretung kommt es nicht hinaus. Da Teil und Ganzes sich nicht ineinander erübrigen und auflösen lassen, ist eine Verwischung der Grundkategorien des Besonderen und des Allgemeinen und notwendig eine Verschleierung. Im Wissen dessen liegt bedingt, das Erkennen von Möglichkeiten des Lernens. Einer universellen Globalität eines als solches erschöpfend beschriebenen Etwas, das unser Bewusstsein-Von-Etwas ausmache, ist zu widersprechen.


Schließlich lässt sich sagen, dass in psychedelischer Erfahrung neue Potenzialität eruiert wird, als Bewegungen von Unmöglichkeit zu Möglichkeit. In der Erarbeitung warum die psychedelisch Assistierte Therapie für Depressionen hilfreich sein könne, kennzeichnet Montgomery (2022) negative Kontingenz - die Unmöglichkeit von Möglichkeit - als Kennzeichen der Phänomenologie von Depression. Teil der Phänomenologie von Psilocybin sei die Auflösung der negativen Kontingenz und damit Ermöglichung von Möglichkeiten.


Vielen Dank fürs Lesen!

 
 
 

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